Wie IT-Führung wirklich gelingt? 

Wie komme ich als IT-Leiter in den Driver-Seat?

Wer im IT-Umfeld führt, kennt das: Der Alltag ist dicht. Die Anforderungen vielfältig. Die Erwartungen oft diffus. Da stellt sich eine entscheidende Frage:

Welche Art von Führungskraft möchte ich eigentlich sein?

Klingt simpel – ist es aber selten.

Schritt 1: Wie führe ich heute – und wie fühlt sich das an?

Beginnen wir mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme:

  • Was mache ich eigentlich Tag für Tag?
  • Wer bestimmt meine Agenda – ich oder andere?
  • Wie oft arbeite ich strategisch – und wie oft im „Operativ-Tunnel“?
  • Und: Komme ich wirklich dazu, Führung auszuüben – oder erledige ich nur Dinge?

In einem Coaching haben wir mal die Woche eines IT-Leiters reflektiert. Alles aufgeschrieben. Danach haben wir diese Realität mit einem Idealbild abgeglichen – das Ergebnis war ernüchternd. Und gleichzeitig: heilsam. Denn erst wer sieht, wo er steht, kann sich neu ausrichten.

Schritt 2: Welche Führungskraft will ich eigentlich sein?

Nehmen Sie sich hier bewusst den gedanklichen Freiraum. Ohne Chef im Nacken, ohne Sachzwang. Hilfreiche Fragen:

  • Wie sähe eine Stellenausschreibung für „meinen Traumjob in meiner jetzigen Rolle“ aus?
  • Was würde mir richtig Freude machen?
  • Welche Anteile von Strategie, Führung und Operativem würden mir guttun – und meinem Unternehmen?

Schritt 3: Und was erwartet mein Umfeld?

Der nächste Perspektivwechsel:

  • Was glaubt mein Chef, was ich tun sollte?
  • Was sehen Kollegen und Kolleginnen?
  • Was wünschen sich meine Mitarbeiter?

Zwischen Selbst- und Fremdbild liegen oft Welten – oder spannende Leerstellen. Wer mutig fragt, erhält wertvolle Hinweise, wo Klarheit fehlt – und wo vielleicht auch Führung fehlt.

Schritt 4: Will ich reaktiver Dienstleister oder aktiver Gestalter sein?

Hier liegt oft der Wendepunkt:

Mache ich meinen Job gut – oder gestalte ich ihn bewusst?

Viele IT-Führungskräfte landen unbemerkt im Reaktionsmodus. Sie löschen Brände. Funktionieren. Halten „den Laden am Laufen“. Sie gestalten nicht mehr.

  • Sie setzen keine Impulse.
  • Sie verlieren ihren Platz im Driver-Seat – und landen auf dem Beifahrersitz.
  • Andere bestimmen dann die Richtung.

Schritt 5: Was ist eigentlich mein Verständnis von IT-Arbeit?

Klingt banal – ist aber zentral:

Was ist mein Verständnis von „IT“ im Unternehmen?

  • Bin ich der Infrastruktursicherer? Hauptsache, alles läuft stabil und sicher.
  • Bin ich interner Dienstleister, der auf Anforderungen wartet – und sie dann technisch umsetzt?
  • Oder bin ich Partner, Mitgestalter, Möglichmacher – einer, der Digitalisierung und KI aktiv mitgestaltet, statt nur verwaltet?

Diese Selbstklärung ist essenziell. Denn nur wer seine Rolle klar definiert, kann sie auch klar vertreten – im Unternehmen, in Meetings, im eigenen Team.

Schritt 6: Wer verantwortet eigentlich IT im Unternehmen?

In manchen Unternehmen heißt es plötzlich:

  • „Wir brauchen einen CDO.“
  • „Wir suchen jemanden für KI.“
  • Oder: „Der Fachbereich fängt an sich seine eigene IT zu bauen.

Ich möchte hier gar nicht bewerten, ob das gut oder schlecht ist. Jedes Unternehmen wählt sich die Aufstellung, die es braucht um gut voranzukommen.

Die Frage für den IT-Leiter ist, warum ist das nötig. Es könnte ja auch die Aufgabe des IT-Leiters sein, diese Wachstumsthemen der IT voranzutreiben. Vielleicht sehen Sie sich nicht in dieser Rollle oder haben sie bisher nicht ausgefüllt. Es gab da ein Vakuum, das gefüllt wurde. Vielleicht war Sie ja auch froh über die Entlastung.

Wenn unterschiedliche Menschen digitale Themen vorantreiben wollen, dann braucht es klare Verantwortlichkeiten und gute Regeln für die Zusammenarbeit. Sonst entstehen unterschwellige Machtkämpfe oder Frust.

Wieder die Frage, wie will ich mich hier als IT-Leiter aufstellen?

Wenn also neue Rollen entstehen, ist es umso wichtiger, sich als IT-Führungskraft klar zu positionieren:

  • Wo liegt mein Verantwortungsbereich?
  • Wo ist Zusammenarbeit nötig?
  • Wo braucht es neue Spielregeln?

👀 Zwei Gedanken zum Schluss?

👉 Warum ich das „Ja, aber …“ bewusst weggelassen habe

Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass ich an keiner Stelle in diesem Artikel geschrieben habe:

  • „Ja, aber das geht bei uns nicht …“
  • „Ja, aber dafür fehlt die Zeit …“
  • „Ja, aber mein Chef sieht das anders …“

Ich habe diesen Schritt ganz bewusst nicht gemacht. Weil genau dort der Denkraum oft endet – bevor er überhaupt entstanden ist.

Ich wollte stattdessen etwas anderes ermöglichen: Ein freies, unzensiertes Bild von der Führungskraft, die Sie gern wären.

Ohne den sofortigen Realitätsabgleich. Ohne Limitierung. Ohne Opferhaltung.

Denn wenn wir dieses Wunschbild gar nicht erst zulassen, können wir auch nicht herausfinden, wie es sich vielleicht doch ermöglichen ließe.

Eine nächste Frage könnte sein: Was braucht es, damit Sie sich dieser Rolle, dieser Haltung, diesem Selbstverständnis nähern können? Was könnten Sie beeinflussen, verändern, gestalten?

Nicht alles. Aber einiges. Und das beginnt nicht im Außen. Sondern mit einer Entscheidung: Ich denke heute mal nicht „ja, aber“. Sondern: „Wie wäre es, wenn …?“

👉 Gedanke 2: Der Driver-Seat ist kein Titel – er ist eine innere Entscheidung

Sich klar zu machen, welche Rolle man als IT-Leiter einnimmt – und welche man einnehmen will – ist kein Selbstgänger. Es ist Führungsarbeit.

Denn echte Führung beginnt nicht bei der Technik – sondern bei der eigenen inneren Haltung.

Fragen Sie sich:

  • Wie will ich wirken?
  • Welches Bild gebe ich ab?
  • Und: Gestalte ich – oder werde ich gestaltet?

Die gute Nachricht: Es liegt in Ihrer Hand. Und es beginnt mit Klarheit. Also wie wollen Sie als IT-Führungskraft sein!

👉 Lesen sie den zweiten Teil meiner Reihe für IT-Führungskräfte:

Vom Reagieren zum Gestalten – Wie schaffe ich Freiräume, um wieder auf dem Driver-Seat zu kommen!

Der Schlüssel heißt Selbstführung

Denn die Frage ist nicht nur: „Wie will ich als IT-Leiter auftreten?“ Sondern auch: „Wie organisiere ich mich selbst so, dass dieser Auftritt überhaupt möglich wird?“

Im Artikel habe ich beschrieben, wie leicht man im Reaktionsmodus landet: Dauer-Meetings, Feuerwehreinsätze, Anfragen von allen Seiten.

Darum wird es im nächsten Artikel gehen:

  • Wer keine Struktur in die eigene Arbeitsweise bringt, wird von der Struktur anderer bestimmt.
  • Deshalb ist Selbstorganisation kein „Soft Skill“, sondern ein echtes Führungsinstrument
  • Nur wer weiß, wohin er will, und sich den Raum dafür schafft, kann gestalten. Sonst bleibt Führung Stückwerk – gut gemeint, aber fremdbestimmt.
  • Wie Sie durch Selbstführung wieder handlungsfähig werden. Wie Sie Klarheit gewinnen, Ihre Energie gezielt einsetzen – und wieder in den Driver-Seat zurückkehren.

Beste Grüße

Ihr Frank Petermann – IT-Führungskraft aus Leidenschaft – und Führungscoach. So eine Kombination gibt es selten.